Prostatakrebs

Der Prostatakrebs – fachmännisch Prostatakarzinom genannt – ist der häufigste Krebs bei Männern und die zweithäufigste Todesursache wegen Krebs nach Lungenkrebs. Das Risiko an Prostatakrebs zu erkranken, nimmt mit dem Alter zu. Jeder zehnte Mann erkrankt in seinem Leben an Prostatakrebs, jeder 30. Mann stirbt daran.

Das Prostatakarzinom ist der häufigste maligne Tumor beim Mann über 50. In der Schweiz erkranken jährlich 3500 Männer. Davon sterben 1600. Die Standard-Abklärung der Prostata besteht aus der digitalen rektalen Untersuchung und der Bestimmung des PSA Wertes (Bluttest).
Im Gegensatz zur US-amerikanischen urologischen Gesellschaft hat die schweizerische Gesellschaft für Urologie stets ein PSA-basiertes Screening abgelehnt, um eine Überdiagnostik und zwangsläufig folgende Übertherapie mit bekannten Nebenwirkungen zu verhindern. Nebenbei bemerkt ist ein PSA-Screening zur Mortalitätssenkung des Prostatakrebses vergleichbar, wenn nicht gar etwas effizienter, als das Mammographie-Screening zur Senkung der Brustkrebsmortalität!
Differenziert eingesetzt, bleibt die PSA-Bestimmung eine unverzichtbare, kostengünstige und wenig belastende Massnahme für Patienten mit belasteter Familienanamnese bezüglich Prostatakarzinom, bei Miktionsbeschwerden, verdächtigem rektalem Tastbefund und als Früherkennungsmassnahme auf Wunsch des aufgeklärten Patienten ab 50 bis 70 Jahren.
Der PSA-Wert ist weiterhin der einzige bekannte organspezifische Marker; ein differenzierter Einsatz dieses kostengünstigen Untersuchs ist bei vielen Indikationsstellungen sinnvoll.

Eine einmalige PSA-Erhöhung über 3 ng/ml soll nicht zwangsläufig direkt zur Gewebsentnahme (Biopsie) führen. Eine Nachkontrolle des Wertes nach 3 Monaten ist in der Regel vertretbar, und bei weiterem Anstieg ist eine folgende Abklärung nötig.

Bei auffälligen Befunden (Tastbefund und oder wiederholt PSA Wert > 3 ng/ml) wird in der Regel vor einer Gewebsentnahme ein MRI der Prostata (Bildgebung) durchgeführt. Sollte eine Gewebsentnahme (Biopsie) notwendig sein, wird diese mittels Software basierter MRI-Ultraschall-Fusionsbiopsie durch uns durchgeführt (ARTEMIS System).

Ursachen

Die Ursachen sind bis heute unbekannt. Die wichtigsten Risikofaktoren für diese Krebserkrankung sind:

  • Alter

  • Familiäre Belastung (Verwandter ersten Grades: 3-faches Risiko; zwei Verwandte ersten Grades: 10-faches Risiko)

  • Sehr wahrscheinlich Ernährungsgewohnheiten (Tomaten, Soja scheinen das Risiko zu vermindern, hoher Konsum von Fleisch und tierischen Fetten scheint das Risiko zu erhöhen)

  • Afroamerikaner haben ein erhöhtes, Asiaten ein vermindertes Risiko im Vergleich zur weissen Bevölkerung

Symptome

Wichtig zu wissen ist, dass der Prostatakrebs im Frühstadium keine speziellen Symptome oder Beschwerden verursacht, allenfalls diejenigen Probleme einer gutartigen Prostatavergrösserung. Selten sind Rückenschmerzen, als Folge von Ablegern (Metastasen) in der Wirbelsäule, ein erstes Symptom.

Diagnose

  • Je früher ein Prostatakrebs entdeckt wird, desto grösser sind die Heilungschancen.

  • Das beste Verfahren, einen Prostatakrebs im Frühstadium zu entdecken, ist die Kombination von PSA-Messung im Blut und dem Abtasten der Prostata über den Enddarm.

  • Ist der rektale Tastbefund der Prostata normal und der PSA-Wert nicht erhöht, ist ein Prostatakrebs eher unwahrscheinlich.

  • Eine weitere Abklärung sollte folgen, wenn der rektale Tastbefund positiv und der PSA-Wert erhöht ist (> 4 ng/ml).

  • Ein auffälliger Tastbefund und ein erhöhter PSA-Wert sind aber nicht endgültig beweisend für einen Prostatakrebs. Der PSA-Wert kann auch aufgrund anderer Ursachen (z.B. Entzündung der Prostata) erhöht sein. Der endgültigen Beweis für das Vorliegen von Prostatakrebs kann daher nur durch eine Gewebeprobe aus der Prostata (Biopsie) liefern.

  • Hat die Gewebeprobe das Vorliegen von Krebszellen in der Prostata bestätigt, werden die Tumorzellen charakterisiert und weitere bildgebende Untersuchungen wie Computertomographie (CT), Röntgen und Knochenszintigrafie angewendet, um festzustellen, ob der Krebs bereits Ableger in anderen Organen gebildet hat.

Behandlung

Jede Behandlung muss immer individuell festgelegt werden, denn sie ist von verschiedenen Faktoren abhängig wie: Alter, Krankheitsstadium und Tumoraggressivität.
Ganz wichtig für die Wahl der Behandlung ist die Unterscheidung, ob der Tumor auf die Prostata beschränkt ist oder bereits über die Prostata hinausgewachsen ist und Ableger (Metastasen) gebildet hat.

Tumor auf die Prostata beschränkt
Nur bei einem auf die Prostata beschränkten Tumor ist eine Heilung möglich.

Behandlungsmöglichkeiten:

  • Operation: Die radikale Prostatektomie darf nicht mit der Operation bei gutartig vergrösserter Prostata verwechselt werden. Bei dieser Operation wird die gesamte Prostata mit den Endstücken der Samenleiter, und den Samenblasen entfernt. Das Ziel der Operation ist die vollständige Entfernung der mit Krebszellen befallenen Prostata.

  • Strahlentherapie von aussen oder Brachytherapie (Bestrahlung von innen).

  • Abwarten und Beobachten: Das alleinige Beobachten des natürlichen Verlaufs wird nur bei Männern fortgeschrittenen Alters und einem wenig aggressiven Prostatakrebs empfohlen.

  • Als bedeutsamste Nebenwirkungen von Operation und Strahlentherapie sind Inkontinenzprobleme und Erektionsstörungen zu nennen.

Tumor, welcher über die Organgrenze hinausgewachsen ist
Hat der Krebs bereits die Organgrenze überschritten oder Ableger gebildet, ist keine vollständige Heilung möglich.

Behandlungsmöglichkeiten:

  • Palliative Behandlung (Massnahmen, welche zu einer Verbesserung der Lebensqualität führen).

  • Hormonbehandlung: Blockierung oder Unterdrückung des Sexualhormons Testosteron (LHRH-Analoga und Antiandrogene).

  • Orchiektomie: operative Entfernung des Hodengewebes.

  • Eine Hormonbehandlung oder Orchiektomie kann zu folgenden Nebenwirkungen führen: Verminderung von Potenz und Libido, Hitzewallungen, längerfristig eine Osteoporose.

  • Die Wirkung der Hormontherapie lässt nach einem Zeitraum (0.5 bis 10 Jahre) nach und der Krebs wird hormonresistent. Dann müssen andere Therapiemittel eingesetzt werden: Bestrahlung Schmerzmittel Medikamentöse Behandlung der Knochenableger, eventuell Chemotherapie.

Prävention

Eine Vorsorgeuntersuchung ist alle 1–2 Jahre sinnvoll, um eine bösartige Erkrankung der Prostata frühzeitig erkennen und erfolgreich behandeln zu können. Diesen Untersuch kann auch der Allgemeinarzt durchführen. Er besteht aus rektaler Tastuntersuchung der Prostata und Messung des PSA-Wertes im Blut.

Wer profiziert von einer Vorsorgeuntersuchung?

  • Männer über 50 Jahre

  • Männer ab 45 Jahren mit erhöhtem Risiko (Prostatakrebs in der Familie, Ethnie).

  • Die Lebenserwartung sollte mindestens 10 Jahre betragen. Ein Vorsorgeuntersuch im Alter über 75 ist nicht mehr sinnvoll, da sich der Nutzen einer Behandlung wegen des langsamen Wachstums des Prostatakrebses erst nach ungefähr 10 Jahren zeigt.

  • Eine Untersuchung sollte eine therapeutische Konsequenz haben, sonst macht sie keinen Sinn.

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